Ratgeber Thermoholz von HolzLand Schweiz
Wer sich mit Werkmaterialien für den Aussen- bzw. Gartenbereich beschäftigt, hat sicherlich schon von Thermoholz gehört – das prägnante Kurzwort für „thermisch modifiziertes Holz“. Diese Bezeichnung verrät schon ziemlich genau, worum es hier im Kern geht: Durch eine Wärmebehandlung wird natürliches Holz verändert (modifiziert), sodass es neue Eigenschaften bekommt. Im Aussenbereich ist es vor allem eine höhere Witterungsresistenz bzw. Dauerhaftigkeit, welche angestrebt wird. Die andauernde Präsenz von Thermoholz auf dem Markt und die verschiedenen Varianten sprechen dafür, dass wir es hier mit einem durchaus interessanten Werkmaterial zu tun haben. Welche Gründe für Thermoholz sprechen, aber auch, welche Nachteile es aufweist, möchten wir Ihnen im vorliegenden Ratgeberartikel näherbringen!
Unsere Fragen rund um Thermoholz
Was genau ist Thermoholz und wie wird es hergestellt?
Archäologische Funde in Skandinavien legen nahe, dass bereits in früher Vergangenheit Holz mit Hitze behandelt wurde für Haus- und Schiffsbau. Und auch in der Moderne waren es die Länder Skandinaviens, allen voran Finnland, welche als erste begannen, die Eigenschaften von Holz zu optimieren. Lange Zeit lag der Fokus auf Nadelhölzern, doch mittlerweile werden auch Laubbäume wie die Esche als Ausgangsmaterial verwendet.
Thermoholz wird einer dauerhaften Hitzebehandlung unterzogen bei Temperaturen ca. zwischen 170 °C und 250 °C und einer sauerstoffarmen Umgebung. Standard ist die Behandlung mit Wasserdampf, das alternative Verfahren durch heisses Öl hat sich nicht durchgesetzt. Im Gegensatz etwa zur Kesseldruckimprägnierung kommt darüber hinaus keinerlei Chemie zur Anwendung. Das thermische Verfahren verändert die innere Struktur des Holzes. Die Veränderung des Zellwandaufbaus führt dazu, dass die Möglichkeit der Wasseraufnahme drastisch verringert wird. Das Holz erhält eine markante dunkle Färbung durch die Karamellisierung des Lignins. Auch der pH-Wert wird stark verringert, wodurch schädlichen Mikroorganismen die Lebensgrundlage entzogen wird.
Der Herstellungsprozess kann gesteuert werden in Hinblick auf die erwünschten Holzeigenschaften. Der Schwerpunkt kann auf Stabilität oder Dauerhaftigkeit liegen. Der Effekt der Hitzebehandlung ist unterschiedlich bei Laub- und Nadelhölzern. Durch den Austritt von Harz und den Abbau von Substanz verringert sich die Festigkeit bei Nadelhölzern deutlich mehr als bei Laubhölzern.
Klassische Holzarten bei Thermoholz sind Esche, Kiefer, Fichte und Buche, doch auch andere Holzarten kommen zum Einsatz. Bambus – kein Holz, sondern ein Gras – wird ebenfalls gerne thermisch modifiziert zu äusserst dauerhaften Terrassendielen.
Was sind die Vorteile von Thermoholz?
Bessere Dauerhaftigkeit, höhere Dimensionsstabilität
Anhaltende und eindringende Feuchtigkeit befördert die Zerstörung von Holz, vor allem im Aussenbereich. In unseren Breitengraden sind es insbesondere Pilze wie der Bläuepilz, welche sich schädlich auswirken, indem sie die Feuchtigkeitsaufnahme vergrössern und damit die Fäulnisbildung beschleunigen. Weiterhin kommt es in aller Regel nur zu einem Befall durch holzzerstörende Insekten, wenn gleichzeitig Pilze aktiv sind. Das Vorangegangen vor Augen, wird deutlich, warum Thermoholz eine durchdachte Möglichkeit ist, um Outdoor-Holz dauerhafter zu machen. Dadurch, dass es viel weniger Wasser aufnimmt, wird sowohl die Bildung von Schädlingen reduziert, und gleichzeitig das typische Quellen und Schwinden aufgrund der Wasseranteile im Holz. Die hochwertigsten Thermohölzer erreichen die Langlebigkeit der dauerhaftesten Harthölzer.
Ökologischer Mehrwert
Wer eine besonders dauerhafte Holzterrasse wünscht, war gewöhnlich auf Holz aus Übersee angewiesen (Stichwort: Tropenholz). Selbst, wenn man auf Holz aus verantwortungsvoller Quelle setzt, hat man immer noch einen enormen Aufwand und mehrere tausend Kilometer lange Transportwege, bis das Holz Ihre Terrasse erreicht. Bei Thermoholz wird ökologisch wertvolles einheimisches Holz verwendet, was wiederum den Ausbau einheimischer Forstflächen fördert sowie die angebundene Forstwirtschaft mit Arbeitsplätzen etc.
Am Ende des Tages bleibt Thermoholz immer noch natürliches Holz, wodurch es sich auch sehr einfach recycelt werden oder auch als Brennholz verwendet kann. Ein bisschen relativiert wird der ökologische Mehrwert durch den hohen Energieaufwand bei der Herstellung.
Markante Farbe
Der Fertigungsprozess von Thermoholz führt zu einer sehr ansprechenden dunklen Farbgebung, die man sowohl im Terrassen- als auch im Parkettbereich mit edlen Hölzern assoziiert. Die genaue Farbgebung hängt ab vom Ausgangsholz. Dabei ist die Farbgebung durchgängig und homogen.
Was sind die Nachteile von Thermoholz?
Festigkeitsverlust und Sprödheit
Die Veränderung der Struktur und Substanz hat nicht nur positive Effekte. Erkauft werden die nützlichen Eigenschaften durch eine geringere Festigkeit und eine höhere Spröde. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Splittern. Somit ist Thermoholz nicht als Konstruktionsholz geeignet. Bei Terrassendielen aus Thermoholz werden kürzere Abstände benötigt bei der Unterkonstruktion. In rein dekorativer und/oder schützender Funktion wie etwa bei der Thermoholz-Fassade sind diese Nachteile allerdings irrelevant!
Vergrauen wie normales Holz
Auch thermisch modifiziertes Holz vergraut über die Zeit durch die UV-Strahlung der Sonne. Von der markanten dunklen Farbe bleibt ohne regelmässige Schutzbehandlung nichts übrig – anders als bei Terrassendielen aus WPC/BPC, welche vor dem Vergrauen (weitgehend) geschützt sind.
Welche Anwendungsmöglichkeiten gibt es für Thermoholz?
- Die klassische Anwendung für Thermoholz ist die Verwendung als Terrassenbelag. Eine schöne natürliche Holzoptik, hohe Dauerhaftigkeit und ein ökologischer Mehrwert: Das ist für viele Gartenliebhaber eine attraktive Kombination.
- Interessant ist Thermoholz als Material für die Fassade, da es langlebig und dimensionsstabil ist. Da es für seine Dauerhaftigkeit keinen schützenden Anstrich benötigt, wird dadurch die Natürlichkeit des Werkstoffs bzw. echten Holzes klar unterstrichen. Im Gegensatz zu anderen Fassadenhölzern wie den meisten Nadelhölzern gibt es keinen Austritt von stark klebrigen Harzen und damit verbundenen Flecken, was vor allem bei Lärchenholz auftritt.
- Auch Gartenmöbel, bei denen eine schicke Optik gefragt ist, machen mit Thermoholz eine gute Figur.
- Seltener, aber durchaus möglich, ist die Verwendung als Sichtschutzzaun. So lassen sich Zäune „Marke Eigenbau“ aus Thermoholzlatten und -riegeln konstruieren.
- Wenn auch die gewonnenen Eigenschaften von Thermoholz ideal für die Anforderungen als Outdoor-Holz sind, wird es auch im Innenbereich Beliebt ist es als Material für Fenster oder auch als Saunaholz oder in anderen Spa-Bereichen. Als vorteilhaft erweist sich hier der vollständige Verzicht auf schädliche Chemie, Imprägnierungen etc. Thermoholz gibt ferner es als Bodenbelag und als Wand- und Deckenverkleidung. Die hohe Dimensionsstabilität und die Freiheit von austretenden Harzen erweisen sich auch als nützlich für den Möbelbau.
Was sollte man beachten bei der Verwendung von Thermoholz?
Wie schon erwähnt, muss man bei der Anwendung die höhere Sprödigkeit des Holzes berücksichtigen und entsprechend sorgsam vorgehen bei der Verarbeitung. Bei Terrassendielen aus Thermoholz sollten speziell dafür geeignete Schrauben oder Nieten verwendet werden. Diese werden zumeist „unsichtbar“ befestigt. Die Abstände der Unterkonstruktionselemente müssen bei Thermoholz enger gesetzt sein als bei normalen Holzdielen. Wer den natürlichen Farbton behalten möchte, muss Thermoholz wie auch herkömmliche Holzterrassendielen regelmässig mit einer passenden Schutzlasur behandeln.
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